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Glossar Handlungsfeld Ernährungs- und Verbraucherbildung
Stand: November 2016
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Consumer Education (engl.)
>>Verbraucherbildung
Consumer Literacy (engl.)
Verbraucherkompetenz
Ernährungsbildung
Ernährungsbildung dient der "Befähigung zu einer eigenständigen und eigenverantwortlichen Lebensführung in sozialer und kultureller Eingebundenheit und Verantwortung". Ernährungsbildung zielt damit auf die Fähigkeit, die eigene Ernährung politisch mündig, sozial verantwortlich und demokratisch teilhabend unter komplexen gesellschaftlichen Bedingungen zu gestalten.
Ernährungsbildung ist immer auch >> Esskulturbildung, beinhaltet ästhetisch-kulturelle sowie kulinarische Bildungselemente und trägt zur Entwicklung der Kultur des Zusammenlebens bei. Ernährungsbildung wird in einem lebenslangen Prozess biographisch angeeignet, der durch das soziokulturelle (familiale, soziale und institutionelle) Umfeld beeinflusst wird. Diese Aneignung erfolgt in interaktiver Auseinandersetzung mit der umgebenden Gesellschaft (Ko-Konstruktion bzw. Ko-Produktion; vgl. auch >>Ernährungssozialisation).
Im Bildungssystem (institutionelle Bildung) wird unter Ernährungsbildung die Initiierung und Begleitung eines Lernprozesses zur Gestaltung einer individuell erwünschten und gesellschaftlich sinnvollen Ess- und Ernährungsweise verstanden. Diese beinhaltet vor allem gesundheitliche, soziale, kulturelle, ökonomische und ökologische Dimensionen. Ernährungsbildung soll Kinder, Jugendliche und Erwachsene bei der Entwicklung einer eigenverantwortlichen Ess- und Ernährungsweise unterstützen und begleiten. Ernährungsbildung ist Teil des allgemein bildenden Auftrags von Schule, auch des allgemein bildenden Auftrags von Berufsschule sowie der Berufsbildung (Ausbildung oder Fortbildung).Ernährungsbildung ist im Schulsystem fachlicher Auftrag, der die Beherrschung komplexer fachlicher und fachdidaktischer Zusammenhänge voraussetzt. Zudem ist sie überfachlicher Auftrag, weil zahlreiche Perspektiven anderer Disziplinen berührt werden (ethische, ökonomische, biologische etc.).
Ernährungsbildung ist damit in der Bildungsdiskussion weiter gefasst als >>Ernährungserziehung und grenzt sich von ihr ab, wenn unter Ernährungserziehung die überwiegend normativ bestimmte Vermittlung von Wissen und Verhaltensregeln verstanden wird. (D-A-CH-ARBEITSGRUPPE ZUR ERNÄHRUNGS- UND VERBRAUCHERBILDUNG 2010)
Ernährungserziehung
In der Bildungsgeschichte und der aktuellen Bildungsdiskussion umfasst Erziehung eine intendierte und Normen geleitete Vermittlung von Wissen und Verhaltensregeln. Ernährungserziehung sind alle intendierten bzw. gelenkten Lernprozesse, die im Zuge der Ernährungssozialisation (Übernahme von Werten und Normen) im familiären, schulischen, beruflichen oder freizeitlichen Kontext ablaufen. Diese Lernprozesse können gezielt auf die Beeinflussung des Ernährungsverhaltens gerichtet sein oder andere Lernprozesse begleiten (z.B. Gemeinschaftserziehung: Erziehung zu regelkonformem Verhalten bei Tisch). Ernährungserziehung beginnt im Allgemeinen mit dem 'Hineinwachsen' in die familiale Esskultur und der Auseinandersetzung mit deren esskulturellen Mustern. Sie erfolgt u.a. durch Gewöhnung, damit verbunden Geschmackskonditionierungen und Handlungsroutinen, durch Integrations- und Distinktionsmuster sowie Sanktionen. Ernährungserziehung im schulischen Kontext erfordert Offenlegung, klare Definition und Begründung der zugrundeliegenden Normen und einen kritischen reflexiven Umgang mit Funktion und Macht von Erziehung. (D-A-CH-ARBEITSGRUPPE ZUR ERNÄHRUNGS- UND VERBRAUCHERBILDUNG 2010)
Ernährungskompetenz
Ernährungskompetenz wird als Fähigkeit definiert, theoretische Kenntnisse und praktische Fertigkeiten im Ernährungsalltag in ein angemessenes Handeln umzusetzen. Ernährungskompetenz als eine Schlüsselkompetenz in der Daseinsvorsorge unterstützt die Bewältigung und Gestaltung des Alltagslebens sowohl im häuslichen Ernährungsalltag (Koch- und Konsumkompetenzen) als auch im Marktgeschehen (z.B. Lebensmitteleinkauf). (BÜNING-FESEL 2008).
Ernährungssozialisation
Ernährungssozialisation ist der Prozess der Aneignung von Handlungsmustern, Werten und Normen in Bezug auf Essen und Ernährung, Nahrungsbeschaffung, Kostzusammenstellung und -zubereitung, Essverhalten und Gestaltung des Ernährungsumfeldes. Dies läuft tagtäglich in Familie, Freizeit, Beruf oder Schule ab. Ernährungssozialisation ist eng mit Ernährungsenkulturation verbunden. Ernährungssozialisation und familiale Ernährungserziehung reichen für die zukünftige Gestaltung des eigenen Essalltags nicht mehr aus. Durch den gesellschaftlichen Wandel nimmt die Selbstsozialisation gerade im Bereich Essen und Ernährung zu. Schule hat auch einen Sozialisationsauftrag bezogen auf das Nahrungsangebot in der Schule bzw. auf die schulische Esskultur. (D-A-CH-ARBEITSGRUPPE ZUR ERNÄHRUNGS- UND VERBRAUCHERBILDUNG 2010).
Essgewohnheiten
Synonym: Ernährungsgewohnheiten
Die Nahrungsaufnahme betreffende Verhaltensweisen (z.B. Vorlieben für bestimmte Speisen, Art der Zubereitung). Ernährungsgewohnheiten resultieren aus den Gegebenheiten der natürlichen Umgebung, sind anerzogen oder haben sich entwickelt. Zu den Umständen, die neben den verfügbaren Ressourcen die Ernährungsgewohnheiten bestimmen können, gehören z.B. Kultur, Religion, soziale Herkunft und Traditionen. (BROCKHAUS 2004, S. 183).
Esskultur
Unter Esskultur wird die Gesamtheit der materiellen und immateriellen Errungenschaften der Menschen im Bereich Essen und Ernährung verstanden. Sie darf nicht auf einzelne Aspekte (z. B. bürgerliches Essverhalten, Tischsitten, Speiseauswahl) reduziert werden. (D-A-CH-ARBEITSGRUPPE ZUR ERNÄHRUNGS- UND VERBRAUCHERBILDUNG 2010).
Essmuster
Essmuster sind wiederkehrende Regeln kommunikativer Strukturen, die sich im Essverhalten ausdrücken. In Anlehnung an die Sprachwissenschaften geht es um Bedeutung, Bedeutungszusammenhang und den praktischen Nutzen von Mitteln des Ausdrucks im Vorgang des Essens. (LEHRPLANKOMMISSION VERBRAUCHERBILDUNG 2009).
Genussfähigkeit
Die Genussfähigkeit ist bei Menschen unterschiedlich ausgeprägt. Diese Unterschiede zeigen sich sowohl in Präferenzen für unterschiedliche Sinnesmodi als auch hinsichtlich der allgemeinen Fähigkeit zum Genießen. Die Genussfähigkeit wird durch individuelle Einstellungen und Überzeugungen bestimmt, die im Laufe der individuellen Biographie erworben werden.
Gesundheit
Gesundheit ist der Zustand des objektiven und subjektiven Befindens einer Person, der gegeben ist, wenn diese sich in den physischen, psychischen und sozialen Bereichen ihrer Entwicklung im Einklang mit den eigenen Möglichkeiten und Zielvorstellungen und den jeweils gegebenen äußeren Lebensbedingungen befindet. (HURRELMANN 2000).
Gesundheitsförderung in Sachsen
Gesundheitsförderung ist eine prozesshaft zu gestaltende pädagogische Aufgabenstellung. Grundlage ist der salutgenetische Ansatz nach ANTONOVSKY, der von der Fragestellung ausgeht, welche individuellen Ressourcen die Gesundheit fördern. Zentrales Ziel der Gesundheitsförderung ist die Erlangung individueller Gesundheitskompetenz. Sie soll allen Kindern und Jugendlichen eine selbstbestimmte und gesunde Gestaltung ihres Lebens ermöglichen. (vgl. WHO, 1986; ANTONOVSKY, 1997).
Gesundheitskompetenz
Gesundheitskompetenz ist die Fähigkeit, situationsangepasste und damit immer wieder neuartige, auf die Erhaltung, Verbesserung und Wiederherstellung der eigenen Gesundheit bezogene Handlungen zu generieren, d. h., sie zu planen, auszuführen und zu kontrollieren. (WHO 1998, 10).
Konzept (lat.)
Synonym: Plan, Programm
Konzeption (lat.)
Synonym: klar umrissene Grundvorstellung, Leitprogramm, gedanklicher Entwurf
Ein Konzept oder eine Konzeption ist ein Plan, eine Arbeitshilfe, in dem/der Grundvorstellungen und Vorgehensweisen zum Erreichen bestimmter Ziele festgeschrieben werden.
Ein Konzept/eine Konzeption im pädagogischen Bereich
- beschreibt eine gemeinsame pädagogische Zielsetzung und deren Umsetzung,
- enthält Festlegungen zu Arbeitsschritten und zur Arbeitsorganisation,
- ermöglicht das aufeinander Aufbauen der thematischen Arbeit in verschiedenen Alters- bzw. Klassenstufen,
- schafft die Grundlage zur Überprüfung der geleisteten Arbeit im Sinne der Zielsetzung,
- ist Arbeitsgrundlage und -mittel für alle Beteiligten,
- erleichtert die Transparenz und Außendarstellung des eigenen Profils und der erreichten Ergebnisse. (SASJ, 2005)
Körperbild
Das Körperbild ist die, durch unsere Sinne vermittelte Vorstellung unseres Körpers. Es ist der psychologisch-phänomenologische Teilbereich der Körpererfahrung und umfasst alle emotional-affektiven Leistungen des Individuums bezüglich des eigenen Körpers. Es entsteht im Zuge der Identitätsbildung und ist eng an den sozialen Kontext gebunden. Zu allen Eigenerfahrungen mit unserem Körper kommen Außenzuschreibungen, kulturelle und gesellschaftliche Bewertungen und Definitionen hinzu. Diese werden samt ihrem affektiven Gehalt internalisiert und gehen in das Körperbild ein. Es umfasst zusätzlich das Gespür von Kontrolle über die Körperfunktionen und die Einschätzung der Attraktivität des eigenen Körpers auf andere. Da sich unser Körper laufend entwickelt, müssen wir auch unser Körperbild immer wieder neu anpassen und integrieren. (In der sensiblen Phase der Adoleszenz ist diese Anpassungsleistung besonders gefordert, aber auch gefährdet.) Je nach Autor und Kontext wird Körperbild auch als Körperkonzept umschrieben bzw. gleichgesetzt. (vgl. SCHAUMANN 2009, BOEGER 2010, HAAG 1987)
Lebensmittel
Nach der Definition des Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetzes zusammenfassende Bezeichnung für alle Stoffe, die dazu bestimmt sind, zum Zweck der Ernährung (Nahrungsmittel) oder des Genusses (Genussmittel) in rohem, zubereitetem, be- oder verarbeitetem Zustand von Menschen aufgenommen zu werden. Zu den Lebensmitteln zählen auch die Lebensmittelzusatzstoffe oder Nahrungsergänzungsmittel. Es gibt zahlreiche auf spezielle Bedürfnisse (z.B. von übergewichtigen oder kranken Menschen) zugeschnittene Lebensmittel, so z. B. kalorienarme Lebensmittel und kalorienreduzierte Lebensmittel zur Gewichtsreduktion, natriumarme Lebensmittel und natriumreduzierte Lebensmittel für die Ernährung bei Bluthochdruck und bestimmte Nierenerkrankungen. (BROCKHAUS ERNÄHRUNG 2004, S. 412f.).
Mundhygiene, Zahnhygiene
Oberbegriff und Sammelbezeichnung für alle hygienischen Maßnahmen innerhalb der Mundhöhle: Das tägliche Reinigen und Pflegen der Zähne, der Zahnzwischenräume, des Zahnfleisches und ggf. der Zunge. Diese Tätigkeiten dienen zur Vorbeugung von Erkrankungen innerhalb der Mundhöhle sowie der Unterstützung des Therapieerfolges zahnärztlicher Behandlungsmaßnahmen. Dabei ist die mechanische Reinigung ("Belagskontrolle") mit entsprechenden Hilfsmitteln durch keine andere Maßnahme zu ersetzen. (CASSAN DE 2012).
Nahrungsvorlieben
Synonym: Nahrungspräferenzen, Lebensmittelpräferenzen
Bevorzugung bestimmter Nahrungsmittel. Nahrungsvorlieben werden durch genetische Faktoren und Umwelteinflüsse bestimmt. Die Vorliebe für Süßes ist stark genetisch determiniert (Süßpräferenz). [...] Eine Verstärkung der Vorliebe für Süßes erfolgt weiterhin durch Umweltzusammenhänge, wenn z. B. süße Lebensmittel als Belohnung gegeben werden oder mit Aufmerksamkeitszuwendung verbunden sind. Auch die Präferenz für Salziges scheint weitgehend vererbt zu sein, während bei der Vorliebe für Milch und Milchprodukte der genetische Einfluss weniger deutlich ist, aber dennoch vorhanden zu sein scheint. [...] Wesentlich für die Ausbildung von Nahrungsvorlieben ist der soziokulturelle Lernprozess, der sich durch große Verhaltenskontinuität über Generationen auszeichnet. Eine mehr oder minder ausgeprägte Geschmackspräferenz wird dabei allein durch das häufige Vorsetzen einer Speise erreicht (mere exposure effect <engl.>). Dadurch werden kulturelle und regionale Verzehrsgewohnheiten an Folgegenerationen weitergegeben (>>Esskultur). Auch individuelle Nahrungsvorlieben werden von Bezugspersonen an Kinder übertragen, wobei die Übereinstimmung zwischen Eltern und Kindern bei Präferenzen deutlich geringer ist als bei Aversionen. (LEXIKON DER ERNÄHRUNG 2002).
Nutrition Literacy (engl.)
Nutrition Literacy bezeichnet die ernährungsrelevanten Kompetenzen, die eine verständige und verantwortungsvolle Gestaltung der eigenen Ernährung und der anderer und damit auch der Gesundheit und der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen. Nutrition Literacy umfasst das Wissen und Verständnis ernährungsrelevanter naturwissenschaftlicher und soziokultureller Zusammenhänge, Fähigkeiten und Fertigkeiten zur Gestaltung der eigenen Essbiographie unter gesundheitsförderlichen und kulturellen Aspekten, Nahrungsbeschaffung, Beherrschung der Kultur und Technik der Nahrungszubereitung und Mahlzeitengestaltung sowie Einstellungen und Denkhaltungen zum Wert von Ernährung. (D-A-CH-ARBEITSGRUPPE ZUR ERNÄHRUNGS- UND VERBRAUCHERBILDUNG 2010).
Projekt (lat.)
Synonym: Plan, Unternehmung, Entwurf, Vorhaben
Von einem Projekt kann gesprochen werden, wenn...
- es klar formulierte, konkrete Projektziele gibt.
- das Projekt an einem festen Termin beginnt und an einem geplanten Termin endet.
- das Budget (Kosten, aufzuwendende Arbeitszeit9 zu Beginn des Projektes geplant wird.
- es für das Projekt einen eigenständige Projektorganisation gibt.
- im Projekt planmäßig und systematisch vorgegangen wird.
- Es keine Routinetätigkeit von geringem aufwand, sondern einen neuartige, komplexe Aufgabe ist. (FRIEDRICH EBERT STIFTUNG 1998, S. 11)
Regalhaltbarkeit
Unter Regalhaltbarkeit versteht man das lange Haltbarmachen von Nahrungsmitteln (z.B. Fertigprodukte, Margarine, Frittiertes) durch Zugabe von gehärteten pflanzlichen Fetten. Diese Fette haben in der Regel keinen zusätzlichen Nährwert sondern sind eher gesundheitsschädlich.
Verbraucherbildung (Consumer Education)
Verbraucherbildung ist Bestandteil schulischer und außerschulischer Bildungsangebote, hier vor allem der Erwachsenenbildung und der Angebote im Fernunterricht.
Bis in die jüngste Vergangenheit wurden die Begriffe Verbraucherbildung und Verbrauchererziehung häufig synonym verwendet. Insbesondere im schulischen Bereich wird bis heute eher von Verbrauchererziehung als von Verbraucherbildung gesprochen. Mit dem Begriff „Verbraucherbildung“ wird stärker auf die aktiv-gestaltende Rolle der Lernenden und auf ein moderneres Verständnis des Lehr-Lern-Prozesses rekurriert, das von einer Zentrierung auf die Lehrenden weggeht und diese eher als Moderatoren und Arrangeure von Lehr-Lernprozessen begreift. Zugleich spiegelt sich in der Verwendung dieses Begriffs die gewollte Übernahme von Verantwortung für eigene Lernprozesse wider. (SCHLEGEL-MATTHIES 2010).
Literatur- und Quellennachweis
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Boeger, A. (2010). Körper und Geschlecht im Jugendalter: Schlaglichter auf eine Entwicklungsaufgabe für beide Geschlechter. In G. Steins (Hrsg.). Handbuch Psychologie und Geschlechterforschung. 1. Auflage. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Cassan de, K. (2012). Mundhygiene.
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